NORA SOMAINI

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Nora_Somaini_Probe
mit Kameramann Till Caspar Juon
mit Kameramann Till Caspar Juon
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ist am 19.4.1968 in Locarno geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbringt sie in der deutschsprachigen Schweiz, in Zürich. Ihre Mutter ist Grafikerin und Malerin, ihr Vater Architekt. Ihre Eltern sind politisch aktiv, sie selbst auch (Zürich brennt). Die Eltern trennen sich. Die neue Frau ihres Vaters bringt einen Sohn mit in die Patchworkfamilie: Nik Bärtsch. Die Kinder verstehen sich gut. In der Abiturzeit lernt sie durch eine Tänzerin das Theater Grotowskis und Buto kennen, sowie die Praxis von Zazen. 

Sie studiert ab 1988 in Hannover Schauspiel. Ihre Ausbildung teilt sich in zwei wichtige Themenfelder: Das Stanislawski System und Lee Strasbergs Arbeit am Schauspieler. Nach der Schauspielschule lernt sie bei Susan Batson und Dominik de Fazio weiter die "Method" kennen. 
Ihr erstes Engagement als Schauspielerin ist in Wien am Theater Gruppe 80. Sie steht jeden Abend auf der Bühne und lernt dort eine Menge schauspielerisches Handwerk. Eine wichtige Begegnung ist die Arbeit mit Georg Tabori. Er baut sie in seine „Die 25. Stunde“-Theaterproduktion am Akademietheater ein. In die gleiche Zeit fällt ein fünf Wochen langer Workshop mit Susan Batson über „character work“. Dieser Workshop hat Nora Somaini bis heute stark geprägt.

Sie zieht von Wien über Salzburg nach Berlin, arbeitet mit Elke Petri und später mit Lars-Ole Walburg und fängt an, sich mit Theaterregie zu beschäftigen. Dann folgt ein Engagement am Berliner Ensemble bei Einar Schleefs Puntila-Inzenierung. Die Produktion läuft anderthalb Jahre. Die Arbeit mit Schleef inspiriert sie sehr, sie will Regie studieren und den Spagat von Lee Strasbergs und Einar Schleefs Arbeit in sich künstlerisch vereinen.

1996 beginnt Nora Somaini ihr Studium der Theaterregie in Hamburg an den Zeisehallen unter Manfred Brauneck und Jürgen Flimm. Beide Dozierenden helfen ihr enorm zu verstehen, wie sie mit Theater Geschichten erzählen will. Mit Jürgen Flimm reist sie nach New York und hospitiert ihm dort bei Fidelio. Ab diesem Moment nimmt auch die Musik und ihre künstlerische Ausdruckskraft einen großen Stellenwert in Nora Somainis Regiearbeit ein. Die Struktur und der Aufbau von musikalischen Werken werden ein wichtiges Denk- und Handlungsmittel in ihrer Regie. Zurück in Hamburg wird neben ihrer Inszenierung von Anatomie Titus Fall of Rome von Heiner Müller auch ihr Diplom ENTER Hamlet nach William Shakespeare gefeiert.

Nora Somaini zieht nach Berlin. Es folgen diverse Arbeiten an Staats -und Stadttheatern (siehe PROJEKTE). Teilweise musikalisch künstlerisch begleitet von ihrem Bruder Nik Bärtsch. Beide verbindet eine sehr klare dramaturgische Linie in ihrer Sicht auf künstlerische Setzungen. Sie gründet ihr eigenes Theaterlabor ROTOLUX in Berlin und macht künstlerische Recherchen mit ihren Spieler*Innen. Daraus entsteht ein Theaterabend, der durch Improvisationen erarbeitet wurde: Das Begräbnis. Die Produktion wird für das Festival AUSSER ATEM in den Sophiensaelen produziert, nach Hamburg und zum Theatertreffen in Zürich eingeladen.
Darauf folgt eine zentrale, künstlerisch formende Arbeit: Macbeth von Heiner Müller mit Livemusik von Nik Bärtsch, gefördert durch den Hauptstadt Kulturfonds und seine Kuratorin Adrienne Göhler. Spielort sind wieder die Sophiensaele Berlin. In dieser Arbeit gelingt es Nora Somaini die drei wichtigen Säulen ihres künstlerischen Schaffens, Text, Musik und Bewegung, sehr gekonnt zu vereinen.
Ein Jahr vor der großen Finanzkrise machen Nora Somaini und das Ensemble ROTOLUX zusammen mit dem Autor Henning Bochert ein Stück über Schulden und unsichtbares Geld: CREDITS, ebenfalls durch den Hautptstadtkulturfonds gefördert. Zu dieser Zeit versteht niemand, warum sich die Regisseurin ein Jahr lang mit dem Thema „Geld“ beschäftigt. Ein Jahr später wird es mit der Insolvenz von "Lehmann Brothers" überdeutlich.
Darauf folgt ihre erste Inszenierung an der Bremer Shakespeare Company. Der Kaufmann von Venedig wird bis heute gezeigt.

2007 wir Nora Somaini Professorin für Schauspiel an der Hochschule für Musik Theater und Medien in Hannover.  Es folgen intensive Jahre der Auseinandersetzung mit Schauspiel und den Grundlagen des Schauspiels. Ihr Hauptinteresse liegt bis heute in der Improvisation. Sie forscht an Möglichkeiten, durch Improvisation das Spiel der Schauspielenden zu bereichern und lebendiger zu gestalten.

2011 kommt Nora Somainis Sohn zur Welt. Ein zentrales Ereignis.

Bereits 2010 macht sie die erste Forschungsarbeit mit dem Jazz Saxophonisten Matthias Schubert. In den folgenden Jahren ist Nora Somaini einmal pro Jahr an der Pop Akademie Mannheim und inspiriert junge Musiker*Innen für ihre Bühnenperformance. Durch diese Tätigkeit entsteht das Forschungsprojekt Act POP, dessen Erkenntnisse in die Inszenierung This is not a love song nach Bernhard Marie Koltès’ "Quai West" einfliessen.

In Bremen inszeniert sie weiterhin gerne Shakespeare: Hamlet und Romeo und Julia. 2018 macht sie dort einen performativen Abend über Bob Dylan: Call me Bob Dylan,..please! Nora Somaini gelingt es in dieser Arbeit mit Schauspieler*Innen der Shakespeare Company einen weichen, reziproken Übergang vom Musikalischen zum Theatralischen zu schaffen.

2020 gründet sie ihr neues, eigenes Ensemble flüsterasphalt. Bevor die Pandemie ausbricht, trifft sich das Ensemble regelmässig und untersucht diverse Improvisationsformate. 2021 schreibt Nora Somani zusammen mit der Schauspielerin Anna Stieblich ein Drehbuch für einen Western nach einer wahren Begebenheit. Im August dreht sie mit flüsterasphalt und dem Kameramann Till Caspar Juon in fünf Tagen den Kurzfilm: I PAY YOU.
Die Pandemie bestimmt den Alltag. Nora schreibt ein weiteres Drehbuch für ihre Studierenden und dreht im April 2021 den Spielfilm SCHLEUDERTRAUM, mit Premiere im Oktober 2021. Nora Somainis visuelle, bildhafte Sprache findet im filmischen Raum eine Heimat. Im August und September 2023 dreht Nora ihren zweiten Spielfilm an der HMTM Hannover: EnBloque.