von Christa Wolf
mit Saskia Taeger
Regie: Nora Somaini
Bühne und Kostüme: Justina Klimczyk
Premiere: März 2005, Theaterhaus Jena
Wiederaufnahme: Dezember 2018, Staatstheater Braunschweig
Zehn Jahre Trojanischer Krieg: Die Helden sind gemetzelt, die Sieger erschöpft. Kassandra, Tochter des trojanischen Königs Priamos und nun Kriegsbeute des griechischen Königs Agamemnon, wartet in der Fremde auf ihre Hinrichtung. Schauspielerin Saskia Taeger erzählt die Geschichte einer Frau, die sich mit einem System auseinandersetzt, das sie einst als das ihre anerkannte, und jetzt begreift, dass auch sie Teil der Machtausübung war.
Der Monolog war sieben Spielzeiten am Theaterhaus Jena zu sehen und Christa Wolfs Text um Egomanie, Macht, Opportunismus und alternative Fakten hat an Aktualität (leider) nichts eingebüßt.
Saskia Taeger spielt Christa Wolfs Roman-Monolog in einer Art heruntergekommenem Motel zwischen Doppelbett und rostigem Kühlschrank, wo die Troerinnen als Kriegsbeute auf ihre neuen Besitzer warten. Einzelhaft für die gefährliche Kassandra. […] Taeger steigert sich tief hinein in die Zumutungen des Herrscherapparats, dem Kassandra als Königstochter angehörte. […] Stark, wie Taeger mit einzelnen Gliedern ins Zittern verfällt, ein Tremor, der sie beim Essen hindert, vom Bett rutschen lässt. Ohne Verletzungen ist Kassandras Außenseitertum nicht geblieben. Regisseurin Nora Somaini gelingt es so, das Problem des Monologs aufzulösen: Dass Kassandra eben […] erzählt vom Krieg und all den Begegnungen, die sie wortreich analysiert. […] Wenn Taeger ihre Arme um sich schließt wie unter Zwang, wenn sie am Eisenvorhang fingert oder hämmert, macht sie Kassandras Leiden unter der Erkenntnis spürbar.
Braunschweiger Zeitung
Fotos © Monika Paulick