Kaufmann von Venedig

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Bremer Anzeiger

 

Nora Somaini hat in ihrer Inszenierung die Charaktere sehr exakt herausgearbeitet.
Sie hat neben den technischen Neuigkeiten auch eine ungewohnt puristisch und gleichzeitig prägnante Arbeit auf die Bühne gebracht. Dem Ensemble, dem auch körperlich viel abverlangt wurde, sowie dem Publikum, das so etwas bisher aus der shakespeare company nicht kannte, schien es großen Spaß gemacht zu haben.

 

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Kreiszeitung

 

Wenn Shylock die Stimme erhebt und vom „teuer erkauften Pfund Fleisch“ spricht, welches er nun aus seinem Handelspartner Antonio herauszuschneiden beabsichtige: Dann, spätestens dann ist auch die wohlmeinendste Deutung hinfällig geworden.
An der bremer shakespeare company hat sich nun Peter Lüchinger der riskanten Rolle angenommen; im Vertrauen darauf, dass der Schweizer Regisseurin Nora Somaini eine zeitgemäße und gleichwohl schlüssige Deutung gelingen würde.
Schließlich beendet Saleria als Vertreterin des Gerichts das unwürdige Spiel. Dies allerdings geschieht nicht aus moralischen Gründen, sondern vielmehr, um mittels juristischer Finessen dem Staat den strittigen Betrag zuzuschustern. Eine frappierende und einleuchtende Interpretation: Der Dialog der bürgerlichen Gesellschaft reduziert sich auf ökonomische Überlegungen, doch bevor das Geld fließt, greift es die Staatsmacht ab. Sinnhaft begründetet Medieneinsätze vervollständigen das Gesamtbild einer hervorragenden Regie.

Im Zusammenspiel mit einer darstellerischen Leistung, die besonders bei dem geschäftsmännisch auftretenden Peter Lüchinger überzeugt, resultiert daraus einer der besten Abende, die in den vergangenen Jahren am Leibnizplatz zu erleben waren.

 

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In Somainis ungemein präzis konturierten Charakteren steckt eine Fülle an überraschendem Deutungspotenzial. Sie deckt auf, dass das Verhältnis von Antonio zu seinem Busenfreund Bassanio latent homoerotisch ist. Nur mit Mühe zähmt Markus Seuß als Bassanio Portia, die so widerspenstig wie einst Turandot ihr Kästchen-Rätsel stelllt.
Grandios choreografiert die Szene, in der sie zuvor von einer anonymen Menschenmenge sexistisch bedrängt wird. Nora Somaini zeigt hier Ursache und Wirkung einer latenten Aggressivität. Tim Lee zieht uns als Antonio in den beklemmenden Sog seiner existenziellen Ängste hinein. Der Außenseiter Shylock ist nicht der ewige Jude, sondern ein „Kondottiere des Geldes, ein Triumphator der wirtschaftlichen Macht und seiner ganz persönlichen Überlegenheit“.
Die Regisseurin zeigt in ihrer Inszenierung eine im wahrsten Wortsinn herzlose Gesellschaft. Die Regisseurin setzt mit ihrer Lesart eine Zäsur in der Ästhetik der company. Ihr ungemein körperlicher Inszenierungsstil dürfte besonders den Nerv der jungen Generation treffen.
Viel Applaus für alle Beteiligten.
 

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taz

 
Peter Lüchinger, Urgestein der bremer shakespeare company, spielt den Shylock, Tim Lee den Antonio, die Titelrolle: Er ist der Kaufmann von Venedig. Dieses „ist“ steht da nicht nur der Konvention halber. Es steht da mit gutem Grund. Und vor allem und vorneweg ist Lüchinger Shylock, ein sehr sehenswerter Shylock. Das liegt vor allem am Regie-Ansatz. Die Figuren sind in kühles Videolicht getauchte Bewohner einer unbestimmt-klinischen Welt heutiger Hochfinanz: Somaini hat sie mit Lust an der Aggression gezeichnet. Sympathisch ist niemand. Aber ihr erbitterter Kampf berührt.

 

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Aus dem Programm der bremer shakespeare company