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Das Theater Konstanz spielt als Beitrag zum Bodenseefestival Marieluise Fleissers Drama Fegefeuer in Ingolstadt
in der Fassung von 1926.
Fleisser hat sich in diesem Stück von der Seele geschrieben, was die Nachkriegsjugend in den 20er-Jahren in der Kleinstadt bedrückte.
Es geht um die Konfrontation der Pubertierenden mit der religiös-bigotten Erziehung. Um Machtkämpfe und Ausgrenzung.
Die Inszenierung von Nora Somaini sucht nicht die Tiefe der Seele. Sie verfremdet ins Groteske, Irreale. Sie bringt choreographische Elemente ins Spiel, lässt die Personen in einer künstlichen Sprache kommunizieren, die keinen Raum für Gefühle lässt.
Man produziert sich oder man verschanzt sich. Räume haben durchscheinende Plastikwände und sind so niedrig, dass man sich nur gebückt bewegen kann. Die Figuren verfangen sich in ihren Problemen. Ein Mädchen wird schwanger. Der Täter wird zum Prügelknaben für alle.
Wer Fleissers Text nicht kennt, wird sich bei dieser mit allen Mitteln verfremdenden Inszenierung schwerlich zurechtfinden.
(H.V.)