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„Kassandra“ von Christa Wolf

Der Krieg um Troja ist nach zehn langen Jahren beendet.

Die Mauern, einst von Apollon und Poseidon gebaut, sind geschleift. Die Männer sind hingemetzelt. Die überlebenden Frauen sind zu Sklavinnen geworden, Kriegsbeute − über die die siegreichen griechischen Fürsten nach Belieben verfügen können. Hier endet Gesellschaft und beginnt Geschichte.

Kassandra, die Tochter des trojanischen Königs Priamos, wird von Agamemnon nach Mykene verschleppt. Die Seherin kennt jedoch Agamemnons und ihr eigenes Schicksal, beide werden noch an diesem Tag sterben. Hier war es. Da stand sie. Diese Festung war das letzte, was sie sah. Nah die zyklopisch gefügten Mauern, die dem Weg die Richtung geben: Ins Finstere. Ins Schlachthaus. − Mit der Erzählung geh ich in den Tod. Kassandra versucht sich zu erinnern. Sie durchlebt ihr Leben im Angesicht des unentrinnbaren Todes noch einmal. Da sie keine Zukunft mehr hat, sucht sie Zuflucht in der Vergangenheit und findet auch dort Gewalt und Missbrauch.

Christa Wolfs Erzählung entfaltet das wortgewaltige Panorama eines Krieges, der 3000 Jahre vergangen ist, aber trotzdem Prototyp und Beispiel für das menschliche (männliche!) Verhalten unserer Zeit ist.